Samen

Tipps zum Kauf von Samen

Die Aussaatzeit hat schon begonnen. Die ersten Samen von Paprika, Chili und Auberginen kommen in die Erde. Das nehme ich zum Anlass mal ein paar Begriffe in diesem Zusammenhang zu erklären.

Wenn jetzt der Samenkauf ansteht und man die vollen Regalen – selbst beim Discounter – betrachtet, ist man oft ein wenig überfordert. Welche Samen sind für mich passend? Worauf lege ich Wert? Es geht hier weniger um die Frage welche Tomatensorte ich lieber mag, sondern um Begrifflichkeiten und Deklarationen von Saatgut. Alles, was so auf den bunten Tütchen steht und über den Sortennamen hinaus geht.

Inkrutsaat:
Inkrutsaat (nicht mit pilliertem Saatgut verwechseln), von Inkrustierung, also in einer Kruste eingeschlossen, kann vorteilhaft sein. Denn es wird in einem speziellen Verfahren Korn für Korn ummantelt. Dies dient dem Schutz der Samen vor schädlichen Mikroorganismen und Schädlingsbefall, die die Aussaat vernichten könnten. Diese Kruste kann aus Pflanzenextrakten und Mineralstoffen, Spurenelementen usw. bestehen, aber auch aus chemischen Fungiziden und Insektiziden. Leider ist das üblicherweise nicht deklariert. Bei Biosaatgut muss die Ummantelung jedoch den Richtlinien entsprechen.

Pilliertes Saatgut:
Pilliert wie Pille. Das erklärt es auch schon. Manche Samen sind so klein, dass sie kaum in vernünftigen Abständen ausgesät werden können. Es muss also später ausgedünnt werden. Das verschwendet Saatgut und macht Arbeit. Deshalb werden die einzelnen Samenkörner mit einer dicken Schicht Masse umhüllt, die sich gleich nach der Aussaat im Boden durch die Feuchtigkeit auflöst. Damit ist das Saatgut für eine Einzelkornsaat per Hand gut greifbar aber auch für Sägeräte und gewerblicher Saatmaschinen geeignet.

Saatband/Saatscheibe:
Hier geht es ebenfalls um Pflanzabstände. Dafür wird der Samen in vorgegebenen Abständen auf ein doppellagiges, dünnes Papierband aufgesetzt. Man muss sich dann nur noch eine Rille ziehen, die entsprechende Länge Saatband abschneiden und in die Erde legen. Andrücken und gut angießen – fertig. Saatscheiben funktionieren genauso, sind aber in ihrer Form für Töpfe konzipiert.

F1-Hybride:
Einer der am häufigsten missverstandenen Begriffe. Wer hierbei gegen genmanipuliert wettert oder chemische Keule, hat den Begriff nicht verstanden. Es geht um klassische Züchterarbeit.
In der freien Natur befruchten sich die männlichen und weiblichen Exemplare einer Art. Daraus entsteht die erste Generation Nachkommen, die sogenannte 1. Filialgeneration, kurz F1.
Diese hat Eigenschaften beider Elternteile geerbt – gute oder schlechte. In der darauffolgenden Generation F2 würden sich diese Erbanlagen schon wieder ganz anders und unberechenbar verteilen.

Daher wird von Züchtern, jedes Jahr aufs Neue, immer wieder aus speziellen Eltern eine
1. Filialgeneration herausgezüchtet. Dazu werden ganz bestimmte Pflanzen ausgesucht, die besondere, erwünschte Eigenschaften, an die Nachkommen der ersten Generation weiter geben. Beispiel: Mutter viele Früchte + Vater Krankheitsresistenz = F1 viele Früchte und krankheitsresistent. Die Ernte ist also meist besser und höher und die Pflanzen sind gesünder.
Diese Züchtungsarbeit ist mit extrem viel Aufwand verbunden und entsprechend hochpreisig ist berechtigterweise das F1-Saatgut. Es hat aber, neben sehr große Vorteilen, den Nachteil, dass man von diesen Pflanzen kein eigenes Saatgut (siehe F2) nehmen kann. Es sei denn, man liebt extreme Überraschungen.

Samenfestes Saatgut:
Samenfest bedeutet genau das. Im Gegensatz zu F1-Saatgut behalten die Pflanzen durch alle Generationen ihre genetischen Eigenschaften. Man kann also einmal Samen kaufen und danach immer weiter sein eigenes Saatgut ernten. Leider wird solches Saatgut gerne mal privat verkauft oder in Tauschbörsen weitergegeben. Und die wenigsten wissen, dass auch samenfeste Sorten sich natürlich mit anderen verkreuzen können. Schon gibt es wieder Überraschungen. Es muss also auf entsprechende Verhütung vor Fremdbestäubung geachtet werden, wenn man Samen ernten will.

Alte Sorte:
Alte Sorten oder auch historische Sorten genannt, sind solche, die schon lange Zeit angebaut werden und die innerhalb z.B. der Bauernschaft immer weiter vermehrt und weitergegeben wurden. Heute entsprechen sie entweder nicht mehr den Anforderungen kommerziellen Anbaus oder sind sogar verboten. Ein Gesetz aus dem Jahr 1930 wollte die Menschen vor schlechtem oder ungesundem Gemüse und Obst schützen. Es schreibt vor, dass nur gesetzlich zugelassenes Saatgut verkauft, getauscht oder verschenkt werden darf. Dieses Gesetz macht heute weltweit Probleme durch Saatgutmonopole (Stichwort Monsanto). Deshalb werden Samen dieser alten Sorten gerne als “Dekoobjekte” und “nicht zum Verzehr geeignet” verkauft oder weiter gegeben. Wenn dann doch der Samen in die Erde fällt – ooops!

Heirloom:
Oft findet man bei Kürbissen, aber auch z.B. bei Mais oder Chilis die Bezeichnung “Heirloom”, engl. für Erbstück. Ist dann auch eine alte Sorte, oft aus Amerika.

Resistent:
Resistent bedeutet unempfindlich. Wenn also auf einer Tüte “Resistent gegen” – oder auch “widerstandsfähig gegen” steht, ist die Sorte gegen diese Krankheit unempfindlich – aber eben nicht völlig immun. Unter normalen Bedingungen werden die Pflanzen mit dem Erreger ohne Weiteres fertig. Wenn aber die Bedingungen extrem mies für die Pflanze, aber extrem gut für die Krankheit sind, werden sie trotzdem krank. Aber das bedeutet auch, dass die Pflanzen an dieser Krankheit nicht gleich sterben, sondern ein milder Krankheitsverlauf die Ernte, z.B. der Erbsen, immer noch möglich macht. Vielleicht sieht nur das Laub unschön aus.

Bio/Öko-Saatgut:
Laut EU-Öko-Verordnung ist Saatgut dann ökologisch anerkannt, wenn der Samen ökologisch vermehrt wurde. Das heißt, es muss von Pflanzen stammen, die mindestens seit einer Generation nach den Regeln ökologischen Landbaus angebaut wurden. Diese reichen von Schädlings- und Krankheitsbekämpfung über Bodenbeschaffenheit bis zu Emissionen aus der Nachbarschaft. Die Betriebe müssen für ihre Bio-Zertifizierung entsprechende Nachweise beibringen. Nur dann darf Bio draufstehen. Bio-Saatgut ist oft, aber nicht immer, samenfest.

Lichtkeimer:
Die Aussaat darf, im Gegensatz zu Dunkelkeimern (was all die Pflanzen sind, auf denen nicht Lichtkeimer steht) nicht oder nur sehr dünn mit Erde abgedeckt werden. Ohne Licht keimt der Samen nicht. Ein Beispiel: Basilikum.

Kaltkeimer/Frostkeimer:
Das bedeutet, die Samen brauchen zum Keimen Kälte oder sogar Frost. Dazu werden sie stratifiziert, also gezielt künstlich der Kälte ausgesetzt.
Beispielsweise der gerade so gehypte Winterportulak. Wenn der draußen irgendwann im Januar freiwillig keimt, geht es bald ins Frühjahr und er gleich in Blüte über. Daher soll im Spätsommer die Samentüte ein paar Tage in den Kühlschrank gelegt werden, und dann gleich aussäen. Man hat so schon früh im Herbst und über den ganzen Winter Salat zur Verfügung.
Auf allen Samentüten, egal ob Kaltkeimer oder nicht, steht übrigens meist eine Aussaatanleitung.

Reinsaat:
Bei einer Reinsaat ist nur eine bestimmte Sorte in der Tüte. Im Gegensatz zu Samenmischungen resp. Mischsaat.

Samenmischung/Mischsaat:
Samenmischungen resp. Mischsaat sind Gebinde in denen eine Mischung verschiedener Sorten (z.B. Rasengräser) oder gar Arten, beispielsweise Wiesenblumenmischungen, abgefüllt wurden.

Schärfegrad/ Scoville:
Diese Angaben sind ein Sonderfall bei Capsicum (Chilis, Paprika). Die beiden Maßeinheiten bezeichnen den Schärfegrad der Sorte. Da zwischen beiden leicht Verwirrung entsteht, hier mal eine Umrechnungstabelle. Wer welchen Schärfegrad verträgt, ist sehr verschieden. Aber Schärfen über 9 können unter Umständen lebensgefährlich sein. Also bitte Vorsicht! Diese sinnfreien bis an die äußersten Grenzen gehenden Challenges, wer am schärfsten verträgt, sind kein Spaß und sollten niemals ohne medizinisches Fachpersonal stattfinden.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass jede besondere Ausrüstung von Samen logischerweise den Preis in die Höhe treibt. Ob man die jeweilige Eigenschaft will, was einem selbst sinnvoll erscheint oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Vielleicht hilft dir die Auflistung der gängigen Begriffe ja ein wenig bei der Entscheidung.

Bis bald

                                                   

4 thoughts on “Tipps zum Kauf von Samen

  1. Hallo Claudia,
    dass F1-Saatgut gentechnisch verändert wurde, habe ich auch schon mehrfach gelesen. So ein Unsinn. Als Herr Mendel die Vererbung bei seinen Pflanzen untersuchte, gab es ganz sicher noch keine Gentechnik!
    Heirloom kannte ich bisher nur im Zusammenhang mit Textilien – da hab ich wieder etwas gelernt.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Susanna

  2. Hallo Claudia,
    ich wundere mich oft, dass F1 doch so viel günstiger ist als samenfeste Sorten, vermutlich, weil die meistens Bio sind.
    Bei dem Aufwand bei der Züchtung würde man denken, dass F1 noch viel teurer sein müsste.
    VG
    Elke

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