Rosmarinkäfer Chrysolina americana

Rosmarinkäfer

Er ist wirklich bildschön. In Größe und Figur auf den ersten Blick spontan: Marienkäfer trägt Galarobe. Nein, die Galarobe trägt der Rosmarinkäfer. Wunderschön kupferfarben schillerndes Metall mit grünen und weinroten Längsstreifen schmeicheln der Figur.

Das ist ein oskartaugliches Outfit. Eine herrliche Abendrobe, die jedoch im Sonnenlicht am besten zur Geltung kommt. Wen man ganz genau hinsieht, erkennt man sogar die winzigen Pailletten.

Rosmarinkäfer Chrysolina americana

Er lebt aber nicht in Hollywood, sondern in meinem Garten. Und wenn ihr Pech habt auch in eurem.

Pech? Ja, leider. Denn es ist der Rosmarinkäfer Chrysolina americana und seinem Namen entsprechend liebt er Rosmarin solange er noch eine Larve ist, vorzugsweise die Blätter und Blüten und direkt in den Magen. Und wer jetzt sagt: “Ich habe gar keinen Rosmarin. Daher nicht mein Problem.” Falsch! Weil er weiß, was gut schmeckt, mag er Lavendel fast genau so gerne. Auch am Thymian soll man Larven schon gefunden haben. Spätestens da hört der Spaß dann auf.

So ein gut aufgestellter Trupp kann schon mal Kahlschlag hinterlassen. Bei meinem inzwischen riesigen Rosmarin Salvia rosmarinus haben die drei Chrysolina, die ich bisher fand, keine wirkliche Möglichkeit einen Totalschaden anzurichten. Aber wir wissen ja alle, wie schnell Vermehrung gehen kann. Käfer können jede Menge Eier legen, wenn dann viele, viele Larven schlüpfen, wird es schwierig. Und Jungpflanzen beispielsweise sind ganz schnell nur noch ein Schatten ihrer selbst, wenn da erst eine verfressene Horde drüber herfällt.

Und das ist ein Problemen. Zuerst lebte Chrysolina americana in – genau! – Amerika. Nordamerika, um korrekt zu sein. Dann machte er mittels Pflanzentransport eine kleine Reise als blinder Passagier in den Mittelmeerraum. Das war vermutlich in den 1950er Jahren. Damals war ihm das nördlichere Europa noch zu kalt. Aber inzwischen hat sich das geändert und der Rosmarinkäfer fühlt sich auch bei uns pudelwohl.
Es gibt einige wenige alte Quellen, die behaupten, der Rosmarinkäfer sei absichtlich eingeführt worden, um als Zeiger für das gruselige Jakobskreuzkraut zu dienen. Allerdings in Tasmanien. Und wie das funktionieren sollte, ist mir unklar. Rennt man dann den Käfern hinterher, um zu sehen, wo sie landen? Zumal ihm die besagten Kulturpflanzen viel besser schmecken. Die wird es auch in tasmanischen Gärten geben und der Käfer wird somit vermutlich umgelenkt. Meiner Meinung nach keine überzeugende Methode.

Na komm. Endrolle dich mal. Ich tu dir (noch) nix.

Rosmarinkäfer Chrysolina americana

Na also, geht doch.

Rosmarinkäfer Chrysolina americana
Rosmarinkäfer Chrysolina americana

Larven habe ich bisher keine gefunden. Sie sollen optisch stark an die der Kartoffelkäfer erinnern. Auch so ein verfressenes Pack und entfernte Verwandtschaft. Beide sind tatsächlich Mitglieder der Familie Blattkäfer Chrysomelidae. Und bei der Bekämpfung kommen wir dann auch auf dieselben Methoden zurück. Absammeln. Natürliche Feinde? Leider nein.

Die Larven sind ja noch auffindbar. Die Käfer sind allerdings, trotz der auffallenden Schillerrobe, in den dichten Nadelblättern des Rosmarins oder Lavendels erstaunlich gut getarnt. Eine gute Methode ist es, ein weißes Tuch oder, bei kleineren Pflanzen, ein Tablett unter den Strauch zu legen und an die Äste zu schlagen. Von der hellen Unterlage kann man sie dann bequem einsammeln. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Käfer ziemlich flugfaul sind. Die laufen anscheinend lieber.

Spritzungen mit Neempräparaten sollen helfen. Damit soll tropfnass in den Abendstunden gespritzt werden. Nach einer Woche wiederholen. Und dann zwei Wochen Wartezeit, bis wieder geerntet werden darf. Ob es funktioniert? … Keine Ahnung.

Rosmarinkäfer Chrysolina americana

Auch wenn ich noch keine entdeckt habe, ich wette, das sind schon ein paar Eier abgelegt. Deshalb lieber noch mal hinsehen und besonders die Blattunterseiten kontrollieren, bevor die entsprechenden Kräuter mitsamt Eibeilage im Essen landen. Das wären mir dann doch ein paar Proteine zu viel.

10 thoughts on “Rosmarinkäfer

  1. Guten Morgen Claudia,
    der Rosmarinkäfer ist wirklich sehr hübsch! Bei uns im Garten abe ich ihn noch nicht gesehen, da werde ich mir mal den Lavendel genauer ansehen – Rosmarin habe ich nicht.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, liebe Grüße
    Susanna

  2. Hallo Claudia,
    vom Rosmarinkäfer habe ich noch nicht gehört und es ist wirklich ein Hübscher.
    Ich werde mal drauf achten, denn seit letztem Jahr steht ein Rosmarinbusch ausgepflanzt im Staudenbeet.
    Lieben Gruß von Marita

  3. Liebe Claudia,

    in unserem kleinen Stadtgarten haben wir sowohl Lavendel als auch Rosmarin. Zum Glück bin ich jedoch diesem wunderschönen Käfer noch nicht begegnet. Dank deines Beitrages werde ich nun die Augen offen halten. Vielen Dank dafür.

    Viele Grüße
    Olga

  4. Leider, leider in unserem großen Rosmarinbestand in Massen entdeckt 🙁
    Ich werde ihn beseitigen-hübsch hin oder her!!!

  5. Die Beschreibung ist sehr gut. Er sieht sehr gut aus, wie ein braun – grüner Marienkäfer ohne Punkte. Bei uns frisst er nur Lavendel und zwar die frischen Blütenstengel. Wir haben mehrmals in der Woche von einem Lavendelbusch 10 bis 20 Käfer abgesammelt. Nach zwei Jahren Befall haben wir den Lavendel leider aus dem Garten entfernt.

  6. Meine liebevoll gezüchtete Rosmarinhecke war plötzlich mit mindestens 100 schillernden Perlen (Käfern) geschmückt. Sah zauberhaft aus ;-D Wir pflücken die nun seit 4 Wochen täglich ab und zerquetschen sie. Die Hecke haben wir außerdem geschnitten und den Schnitt verbrannt. Danach haben wir alles tropfnass mit Nehm eingesprüht. Haben wir anfangs täglich ca. 30 Käfer abgepflückt, finden wir in den letzten Tagen nur noch vereinzelte Käfer. Wir haben in ca. 40 Meter Entfernung noch einen riesigen Rosmarinstrauch und dort haben wir bisher noch keinen einzigen entdeckt. Ich hoffe sehr , dass das so bleibt. Aber ich habe das Vorkommen bei NABU gemeldet, denn für die ist es gut zu wissen, wo diese Käfer auftauchen.

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