Kurz vor der Kälte und das Doppelte Kirschlein.

Für die nächsten drei Tage ist eisige Kälte, teils mit Nachtfrösten und sogar mit Schneeregen bis in die Täler gemeldet. Klingt für Kölner Verhältnisse wie Januar. Fühlt sich für mich an wie Januar, und ist gefährlich. Nicht nur für optimistische Autofahrer, die schon wieder die Sommerreifen aufgezogen haben, sondern auch für die Beete. Denn in denen stehen schon in vielen Gärten Pflanzen, die dort eigentlich noch gar nicht zu suchen haben.

Wer sich in Gartencentern und Baumärkten umsieht, findet dort schon Tomatenpflanzen mit 30 cm Höhe. Im Gewächshaus hoch gepuscht und nach der ersten Frostnacht garantiert tot. Auch Zucchini- und Gurkenpflanzen, Melonen und bereits blühende Paprikapflanzen habe ich heute gesehen. Wer kein zuverlässig über 7°C gehaltenes Gewächshaus sein Eigen nennt oder einen Wintergarten sollte sie besser stehen lassen.

Die Eisheiligen haben sich seit Einführung des gregorianischen Kalenders verschoben, die Klimaerwärmung hat Einfluss und das regionale Klima in Deutschland ist sehr unterschiedlich, deshalb hat das mit der “Kalten Sophie” am 15. Mai auch nicht mehr so wirklich Gültigkeit. Überhaupt ist ein statisches Datum – mit Verlaub – Blödsinn. Wieso sollte am 15.05. um 23.59 Uhr eine Pflanze noch vom kalten Tod bedroht sein, während sie es am 16.05. ab 00,00 Uhr nicht mehr ist? Also eine Sekunde später. Jedem der einigermaßen logisch denken kann, dürfte das ein Paradebeispiel an Unlogik sein. Als, wenn das Wetter die Uhr lesen könnte. Um so erstaunlicher, dass durchaus ansonsten vernunftbegabte Menschen, die Eisheiligen unbesehen jedes Jahr wieder auspacken.

Aber wir haben gerade erst Mitte April, und da sind Kälteeinbrüche immer möglich. Auch wenn vorher schon Temperaturen an der Grenze zu Sommer waren. Inzwischen sind die Wettervorhersagen in einem zeitlichen Rahmen von 2 bis 3 Tagen extrem zuverlässig. Und dann sollte man auch darauf hören, was Claudia  Kleinert oder Jens Plöger sagen. Und die sagen: “Die nächsten Nächte werden arschkalt.”

Da ich die meisten meiner Gemüsepflanzen selbst anziehe, haben die noch gar keine Auspflanzreife. Die Tomaten sehen noch so aus: Winzige Sämlinge im Plastikbechereinzelquartier auf der Fensterbank. Die stehen im Wohnzimmer. In der Küche sieht es genau so aus. Also wieder viel zu viel.

Paprika, Chili und viele andere stehen im frostfreien Gewächshaus.

Und das sind Zucchini, Gurken und Kürbisse in verschiedenen Sorten und eine Sorte Melonen. Du siehst nix? Kein Wunder, habe ich sie doch erst gestern gesät. Jetzt warten sie auf der warmen Heizung auf Keimung.

Draußen ist es eher noch mager. Zwar haben da schon Möhren, rote Beete und Radieschen gekeimt, viel zu sehen gibt es aber noch nicht.

Salat

Nur die Steckzwiebeln sind schon ansehnlicher. (Und ich sehe gerade, dass sich rechts daneben ein Sedum eingemogelt hat.)

Was da aussieht als hätte es gehagelt, ist kein Hagel, sondern Perlit. Das arbeite ich immer mal wieder im Frühjahr in die Beete ein, um den schweren Lehmboden, den wir hier haben zu lockern und zu durchlüften. Bevor jetzt jemand schreit – nein, Perlit ist kein Styropor. Perlit (engl. Perlite) ist ein vulkanisches Gestein. In seiner Rohfassung ist es das vulkanische Glas Obsidian, welches auch zu Schmuck verarbeitet wird. Durch starke Erhitzung entsteht daraus ein Granulat, das in seiner Konsistenz an Bimsstein erinnert, aber weicher ist. Porös und voller Luft, kann es Wasser und Nährstoffe speichern, ist steril und verändert den pH-Wert des Bodens nicht. Auch als Zuschlagstoff zu Anzuchterde, sogar als reines Anzuchtsubstrat ist Perlit geeignet.

Man sollte aber nicht auf die Idee kommen Perlit im Gartenfachhandel zu kaufen. Die Preise sind unverschämt (1 Liter bis zu 2,99 €). Im Baumarkt bekommt man Säcke mit 100 Litern für unter 15 Euro – in der Baustoffabteilung als Schüttdämmung. Dann stellt man auch fest, dass das Zeug ganz leicht ist. Ein solcher Sack wiegt kaum was. Und hier sind wir beim einzigen vermeintlichen Nachteil: Perlite ist leichter als Wasser, das heißt es schwimmt. Jedenfalls so lange bis es sich voll gesogen hat. Also in den Boden einarbeiten, und nicht nur streuen, sonst fliegt es weg. Ein windstiller Tag zum Ausbringen ist auf jeden Fall von Vorteil.

Und damit den Babys in den nächsten Tagen nichts passiert haben sie eine Abdeckung aus Gartenvlies bekommen. Falls es ganz übel werden sollte kann man das  Vlies übrigens mit der Brause anfeuchten. Dann bildet sich ein Eispanzer der mit exakten Null Grad die Pflanzen vor noch niedrigerer Temperatur schützt.

Schön ist das wirklich nicht. Aber Hauptsache wirksam.

Frostschutz durch Vliesabdeckung

Frostschutz durch Vliesabdeckung

Vom Küchen- in den Ziergarten hinterm Haus. Hier stand die Akebie (Fingerblättrige Klettergurke, Blaugurkenwein, Schokoladenwein) Akebia quinata an einem Obelisk am Sichtschutz zum Nachbargrundstück. Kein guter Platz wie sich herausstellte. Denn sie hatte den Drang immer wieder durch die Schilfmatten nach nebenan zu wachsen.

Vor ein paar Tagen ist sie an die Terrasse umgezogen. Hier darf sie jetzt ranken. Und die kleinen und erst aus der Nähe sichtbaren Blüten, kommen hier viel besser zur Geltung. Ich hoffe, die Knospen gehen noch auf. Auch wenn die Pflanze gerade ein bisschen schlapp hängt.  Besser wäre es gewesen sie zurückzuschneiden. Das habe ich aber nicht über mich gebracht.

Akebie

Akebie

Zum Schluss will ich noch das ‘Doppelte Kirschlein’ vom Grundstück gegenüber zeigen.  Das ist ein Kirschbaum, bei dem bei der Veredelung etwas schiefgelaufen ist.

Dieses Foto stammt vom 23. März. Hier blüht weiß die Unterlage – eine Wildkirsche – während der obere Teil der Krone noch kahl ist.

Kirschbaum

Hier ein Foto von heute. Geschlagene drei Wochen später blüht der obere Teil in rosa gefüllt, während der untere Teil schon sein Laub hat.

Kirschbaum

Eigentlich gar nicht so dumm, das ‘Doppelte Kirschlein’. Nur mit den Früchten klappts nicht. Unten nicht und oben schon gleich gar nicht.

Bis bald

                                                   

2 thoughts on “Kurz vor der Kälte und das Doppelte Kirschlein.

  1. Auch hier ist es ziemlich kalt geworden. Ich habe meine Kübelpflanzen vorsichtshalber wieder ins Haus gestellt. Ja, sie waren schon draußen, weil ich das Gefühl hatte, das müsste sein. Im Keller sahen sie jetzt wirklich erbarmungswürdig aus! Deine Akebie ist toll! Überhaupt ist das eine sehr interessante Pflanze, die ich schon oft bei einer Bekannten bewundert habe!
    Viele Grüße von
    Margit

    • Hallo Margit,
      ein paar einzelne Kübelpflanzen habe ich auch schon raus gestellt. Aber nur die härteren. Ab morgen soll die Kälte durch sein, dann kommen die meisten anderen Pötte auch raus.
      Viele Grüße
      Claudia

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