Spitzmaus

Sture kleine Spitzmaus

Mein Mann hat eine ausgeprägte Aversion gegen alles, was klein ist und Beine hat. Also Ratten, Mäuse, Meerschweinchen … usw.. Er springt zwar nicht filmreif auf den nächsten Stuhl, aber entsetzt gucken muss schon sein. Und viel Abstand natürlich.

Gestern Vormittag dann Alarm: “Auf der Terrasse wuselt eine Spitzmaus um den Abfluss!” Noch schlimmer, sie ließ sich auch von Manns Anwesenheit nicht vertreiben und lief nicht mal weg, wenn er direkt (in gebührendem Abstand) daran vorbeiging. Das ist dann der Moment, wo Frau gefragt ist die Sache in Ordnung zu bringen. Also Arbeit einstellen und auf der Terrasse nachschauen was da so Grauenhaftes abgeht.

Joa … echt Gefahr im Verzug. Eine Spitzmaus Soricidae – besser ein winziges Spitzmäuschen. Dazu muss man wissen, dass Spitzmäuse gar keine Mäuse sind, auch keine Nagetiere. Sie gehören zur Ordnung der Insektenfresser, halten von pflanzlicher Nahrung rein gar nichts und sind tatsächlich die effektivsten Raubtiere der Welt. Um ihren raschen Stoffwechsel in Gang zu halten, brauchen sie extrem viel Nahrung. Das bedeutet sie haben nur kurze Schlafphasen, sind tag- und nachtaktiv und damit das mit der Jagd zuverlässiger klappt, produzieren sie im Unterkiefer ein Gift, dass bei ihrer Beute eine Atemlähmung verursacht. Das ist stark genug auch Frosch, Maulwurf oder Wühlmaus zu killen. (Letzteres könnte sie für einige Gartenbesitzer echt interessant machen.) Also Tiere, die weit größer sind als sie selbst. Da muss Mann wirklich vorsichtig sein.

Wir hatten ganz hinten auf der Terrasse in einer Ecke in den letzten Wochen eine Spitzmaus wohnen. Ich vermute, sie hatte dort ein Nest mit Jungen. Und die sind nun flügge und auf der Suche nach einem Eigenheim. Unser Abflussbewohner mache jedenfalls den Eindruck. Der Abfluss ist aber keine wirklich gute Idee. Spätestens, wenn wir den Pool ablassen oder ein Gewitter mit Starkregen kommt, hat das Raubtier eine Flutkatastrophe. Ergo musste sie umgesiedelt werden. Sie einzufangen war eine ganz leichte Übung. Sie ist wirklich nicht scheu. Auch wenn sie anfassen nicht mag und hochgehoben werden noch weniger. Da musste sie aber durch. Dann habe ich sie in die Büsche gesetzt und dachte, sie wird schon ein verlassenes Mauseloch oder ähnliches finden.

Hände gewaschen – Kaffee geholt. Hände waschen sollte man auf jeden Fall – und zwar gründlich, besser noch Handschuhe tragen. Denn Spitzmäuse können das Bornavirus übertragen, das schlimmstenfalls für Menschen tödliche Hirnhautentzündungen verursacht. Es ist aber nur in bestimmten Gegenden (Sachsen-Anhalt, Bayern) nachgewiesen worden und auch dort ganz extrem selten. Trotzdem lieber vorsichtig sein.

Das heißt aber jetzt nicht, dass man Jagd auf Spitzmäuse machen soll oder auch nur darf. Sie stehen nämlich unter Artenschutz. Außerdem sind sie effektive Schädlingsbekämpfer im Garten. Man muss ja nicht mit ihnen kuscheln.

Unsere Spitzmaus entpuppte sich derweil als extrem stur. Terrasse war ihr auserkorener Lebensraum, und es dauerte nicht lange, da war sie zurück und wuselte auf der Fußmatte herum. Füße beeindrucken sie auch nicht. Und das ist ein Problem. Sie ist ja nicht nur klein, sondern auch sehr gut getarnt. Denn prompt bin ich ihr auf den Schwanz getreten. Glücklicherweise nur auf den Schwanz. Eine Ganzkörperbegehung würde sie nicht überleben.

Dass das früher oder später – eher früher – passieren würde war klar. Also wieder umsiedeln. Diesmal in den Hang. Da sind einige Unterschlüpfe zu finden. Ruhe war!

Naja … für eine Stunde lang oder so.

Du schon wieder!

Dritte Umsiedlung in den oberen Gartenteil. Dort wuselte sie dann am Teich herum. Wieder nur für eine Stunde oder so. Der war ihr womöglich nicht groß genug. Nachmittags war sie dann wieder da. Auf dem Weg zur Terrasse mit Stopp am Pool.

Spitzmaus

Jetzt ist aber gut. Ein letztes Mal eingefangen und diesmal quer durchs Haus an der Vordertür raus und ab die Post in die nächste Grünanlage. Dann war endlich Ruhe. Sie kam nicht zurück. Naja, bis heute habe ich sie jedenfalls nicht mehr gesehen. Aber was nicht ist … wer weiß.

Bis bald

                                                   

3 thoughts on “Sture kleine Spitzmaus

  1. Hallo Claudia,
    das ist interessant und unterhaltsam zugleich! Dass Spitzmäuse tag- und nachtaktiv sind und ein Gift haben, wusste ich nicht. Dass sie sogar Wühlmäuse bekämpfen können, ist ja kaum zu glauben – ich glaube, ich möchte sie als Haustier! Also nein, Gartentier. Mit dem Maulwurf sollte sie sich allerdings vertragen … muss ich dann mit ihr in die Mäuseschule?
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Hallo Susanna,
      das wird mit Sicherheit unterhaltsam. Aber wenn du es am Ende schaffst, Spitzmäuse ausschließlich auf Wühlmäuse zu dressieren – ich glaube, dann hast du das ultimative Geschäftsmodell gefunden.
      Viele Grüße
      Claudia

  2. Anfassen müsste ich sie jetzt nicht…. Aber mit gebührendem Abstand mag ich sie schon beobachten. In unserer Gabione wohnt auch ein Mäuschen. Ich weiß aber nicht, welche Art das ist. Meist ist sie sehr schnell wieder verschwunden. Ich kann sie eigentlich nur mit der Igel-Cam beobachten.
    Viele Grüße von
    Margit

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