Spatzen-Peepshow I

Da jetzt endlich mal so etwas wie Sommer war, habe ich mir eine Pause erlaubt und das schöne Wetter genossen, soweit es die Arbeit zuließ. Aber ganz untätig war ich denn doch nicht, denn ich habe Videos gedreht und geschnitten.

In unserem Vorgarten lebt schon seit Jahren eine Kolonie Haussperlinge Passer domesticus. Mir persönlich ist allerdings die Bezeichnung Spatz näher, ich finde sie einfach netter als Sperling. Daher werde ich die Federbälle auch hier so nennen.

Bei den Spatzen ist immer was los – selbst im tiefsten Winter und bei Schnee – den Rest des Jahres sowieso. Deshalb frage ich mich wieso ich eigentlich nicht schon länger darauf gekommen bin, sie mal zu beobachten – fotografisch und filmisch. Immer mal wieder zeigen was in der Kolonie und bei ihren Mitgliedern so abgeht. Und dabei womöglich sogar ein paar, anscheinend in Stein gemeißelte, Thesen der Wissenschaft und Irrtümer des Volksmunds, aus den Angeln heben. Wobei ich das gar nicht mache, das erledigen die Spatzen schon selbst.

Da ist zum Beispiel die immer wieder gerne gelesene Aussage. “Die Sperlinge sterben aus weil sie in Sand baden müssen um ihr Gefieder zu pflegen, und Sandflächen finden sie keine mehr. “Ah ja! Also habe ich ihnen Sand gekauft – feinsten Vogelsand. Dazu eine schöne flache Holzkiste mit Wasserablauf, der Sand soll ja schön trocken sein, als “Plantschbecken”. Und was passierte? Genau! Nichts! Die Spatzen ignorierten die Sandkiste ein Jahr lang und stürzen sich stattdessen kopfüber ins richtige Nass.

 

Jeden Nachmittag pünktlich um 17.00 Uhr (Spatzen sind Gewohnheitstiere) ist Badezeit. Dann springen bis zu 6 der Federbällchen gleichzeitig in den Blumenuntersetzer. Das Wasser spritzt in alle Himmelsrichtungen und die Mauer trieft wenn sie fertig sind. Womit der Begriff vom “Dreckspatz” auch vom Tisch wäre. Hinterher wird das Bad gereinigt und mit frischen Wasser gefüllt – von mir natürlich, nicht von den Spatzen – denn wer trinkt schon gerne sein Badewasser… Ach ja, einen größeren Pool hat es gestern auch gegeben, bevor man sich bei dem Geknubbel noch die Federn knickt…

 

 

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https://www.youtube.com/watch?v=LmsozeTTeN4

 

Spatzen sind schnell – blitzschnell. Aus dem Stand von 0 auf 46km/h im Bruchteil einer Sekunde. Außerdem sind sie scheu. Sobald wir in den Vorgarten kommen sind sie weg. Die Flucht erfolgt mit Geschrei wie alles was sie tun. Nur am Nest sind sie einigermaßen still um es nicht zu verraten. Fotos, insbesondere Nahaufnahmen, gelingen nur schwer. Obwohl ich die Nester zwischen Dachvorsprung und Regenrinne gleich über dem Fenster meines Arbeitszimmers habe, sind mir nur zwei einigermaßen gelungen. Diese hier:

 

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Ca. 200 waren für die Tonne und selbst diese beiden sind unscharf. Dabei habe ich über Tage auf dem Sofa am Fenster gelegen. Klingt gemütlich und nicht nach Arbeit. Aber stundenlang wie ein toter Käfer regungslos auf dem Rücken liegen, leicht verdreht um den perfekten Winkel zu erwischen, macht keinen Spaß, und der Auslöser meiner alten Bridgekamera ist einfach zu langsam. Wahrscheinlich braucht man eine digitale Spiegelreflexkamera mit Fernauslöser um Spatzen ordentlich aufs Bild zu bekommen – habe ich aber nicht. Deshalb habe ich ein paar kurze Filme zusammengeschnitten um den Anflug an die Nester zu zeigen.

 

Nachdem ich die Kamera auf dem Stativ von innen ans Fenster gestellt und für Stunden einfach nur stehen gelassen habe, hatten sich die Spatzen dran gewöhnt und ich konnte filmen. Den Startknopf drücken, verschwinden und laufen lassen, nach 15 Minuten wieder kommen. Manchmal war was Verwertbares dabei.

 

 

Ich frage mich warum sie ausgerechnet gleich über dem Fenster brüten wo sie doch so scheu sind. Dabei gibt es mindestens 20 Meter fensterfreies Areal rund ums Haus. Was dann auch gleich die Bezeichnung “Frecher Spatz” außer Kraft setzt. Das Dauergezeter scheint vorlaut und frech, dient aber nur dem Zusammenhalt und der Verständigung in der Gruppe, und natürlich dem Warnen vor Gefahr – und die lauert für solch ängstliche Wesen halt immer und überall.

 

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