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Dürre – das große Thema

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Die Dürre ist wohl in diesem Sommer das meistbesprochene Thema in Sachen Garten. Nach dem total verregneten Sommer 2021 ist 2022 knochentrocken. Frei nach dem Motto: “Irgendwas ist immer.”

Klimaforscher warnen schon lange vor Wetterextremen, nun haben wir sie und müssen irgendwie damit umgehen. Das grundsätzliche Problem ist, dass unsere Gärten, wenn wir ehrlich sind, nicht angepasst bepflanzt sind. Wir bepflanzen immer noch wie vor 30 Jahren. Pflanzen, die regelmäßig gegossen werden müssen, selbst in normalen Sommern. Bloß – normal ist jetzt anders. In unseren Köpfen scheint das aber noch nicht angekommen zu sein.

Und ich gebe zu, mein Garten bildet da keine Ausnahme. Aber ich bin auf dem Weg, das zu ändern. Mein Garten soll im Laufe der Zeit nach und nach mediterran werden. Klingt nach Urlaub? Ja, irgendwie schon. Besonders für die Gießkanne. Denn mediterrane Pflanzen kommen überwiegend mit Trockenheit und Hitze viel besser zurecht als unsere pseudoheimischen Pflanzen.

Wie es jetzt aktuell hier aussieht? Lasst uns einen Rundgang machen.

Los geht es mit einer schönen Vorstellung und Murphys Gesetzen. Auf der echten Seite dieses Wegs stand eine Scheinaster Vernonia. Ungefähr 150 hoch und jedes Jahr mit drei-vier Blütenständen. Nachdem jetzt mehr Sonne in den Garten kommt, hat sie deutlich zugelegt und im Herbst hatte ich die glorreiche Idee sie zu teilen und eine Hälfte auf die andere Seite des Weges zu pflanzen. So wie ein optisches Tor.

Nun kam der August und was macht meine Vernonia? Sie schießt auf beiden Seiten in ungeahnte 2 Meter Höhe, war ja erst recht ein “Tor” wäre. Aber dummerweise blühen die beiden Teile komplett zeitversetzt. Während die neu gepflanzte Seite gerade prachtvoll aussieht, ist die alte Hälfte schon abgeblüht und zurückgeschnitten….. grummel. Es hätte so schön sein können.

Das rosa Federborstengras Pennisetum orientale ‘Karley Rose’ sieht gerade hübsch aus. Na ja – bis auf den Topf. Ich brauche dringend was Dekorativeres als einen schnöden Plastikpott. Ist aber gar nicht so einfach, wenn Topf sicher in die Vertiefung des Rohrs passen soll einen passenden zu finden. Das mediterrane Gras ist übrigens winterhart. Aber da ich nicht weiß, ob es auch im Topf durchhält, werde ich es, falls es richtig kalt werden sollte, ins Gewächshaus verfrachten.

Weitere mediterrane Pflanzen stehen in den Hängen. Da ist es naturgemäß richtig trocken. Neben der Treppe steht Yucca gloriosa. Sie ist enorm gewachsen. Einen winzigen Ableger habe ich vor ein paar Jahren von einem Unbekannten geschickt bekommen. Inzwischen wünschte ich, ich hätte ihn noch ein Stück weiter von der Treppe gepflanzt. Aber jetzt ist es halt so. Dahinter kann man gut sehen, wie die Trockenheit der restlichen Bepflanzung zusetzt.

Freilandyucca

Sie hat mich inspiriert mir die Freilandyuccas mal näher anzusehen. Es gibt einige Arten und sie verwandeln der Garten gleich in ein südlicheres Gefilde. Hier eine Yucca rostrata. Davor links eine Aloe vera (nicht frosthart) und rechts in der Schale sind Yucca flaccida ‘Golden Sword’. Eine weitere habe ich zwischen Teich und Hanfpalme ausgepflanzt.

Yucca flaccida 'Golden Sword' Yucca rostrata

Sehr happy bin ich, weil meine orange Trompetenblume Campsis radicans ‘Mme Galen’, die seit Jahren einfach nur vor sich hinmickerte, in diesem Sommer so richtig zu Hochform aufgelaufen ist. Sie blüht! Hurra! Sind die Blüten nicht der Hammer? Wenn die jetzt auch noch duften würden.

Nur auf die ersten abgefallenen Blüten bin ich prompt hereingefallen. “Warum liegen Möhrenstücke auf der Terrasse?”

Dahlien sind als Mexikanerinnen mit der Hitze natürlich auch einverstanden. Nur Wasser wollen sie doch reichlich. Ich habe aber nur noch einige wenige und die stehen in Töpfen.

Blaue Kugeldisteln Echinops ritro kommen gut mit dem Wetter klar. So trocken und heiß kann es gar nicht sein, dass die streiken.

Blaue Disteln

Mohn, in diesem Fall Klatschmohn Papaver rhoeas, funktioniert auch sehr gut und sät sich meist auch noch willig aus. Mann sollte mal googeln. Es gibt herrliche Sorten.

Begonien fühlen sich sehr wohl. Sie mögen es nicht nass, dann bekommen sie schnell Pilzkrankheiten. Das ist also gerade ideal für sie.

Forellenbegonie

Fackellilie, Wunderblumen und verspätete Taglilienblüten inmitten von dürregeplagten Stauden.

Zu den Wunderblumen Mirabilis (unten links im Bild) noch eine kurze Anmerkung. Wieder so typisch ich. In den Seitenstraßen am Wohnort meiner Tochter sind jede Menge davon in Fugen zwischen den Häusern und dem Gehweg angepflanzt worden. In allen möglichen Farben. Letzten Herbst lagen jede Menge der dicken, schwarzen Samen auf dem Pflaster. Natürlich habe ich gesammelt – und mich auf Orange und Lachs gefreut. Ausgesät, gepflanzt …. dieses Jahr alle Pink. War klar, oder?

Töpfe sind momentan besser zu versorgen. Sie haben das Wasser gleich an den Wurzeln. Im Freiland ist der Boden inzwischen so tief ausgetrocknet, dass sie auch nicht mehr an tiefer gelegene Wasserschichten kommen. Deshalb sind die Kübelpflanzen alle noch in verhältnismäßig gutem Zustand.

Verbenen stehen neben Pepinos und Andenbeeren Physalis. Letztere werfen bei Hitze gerne mal die Beeren schon unreif ab. Daran hat auch gießen nicht viel ausrichten können. Nur ausnahmsweise ist mal eine reife dabei.

Kübelpflanzen
Physalis

Der neue Eucalyptus gunnii mag das natürlich auch und ist schon ordentlich gewachsen, und die Sukkulenten dahinter haben damit auch keine Schwierigkeiten.

Eucalyptus gunnii

Eine echte Überraschung sind die Pflanzen im Schlagschatten der Mauer an der Terrasse. Obwohl der Boden hier auch nicht sooo feucht ist wachsen Hortensien und Aralie sehr gut. Letztere, im Frühling gepflanzt, ist schon richtig geschossen. Die Hosta davor hat schon zu viel Sonne abbekommen.

Hortensien Aralie

Noch eine Überraschung habe ich gestern unter Clematis und Lungenkraut entdeckt. Blühende Herbstalpenveilchen Cyclamen hederifolium.

Cyclamen hederifolium.

Unsere beiden Miniteiche müssen längst regelmäßig mit Leitungswasser aufgefüllt werden. Alle paar Tage gehen ein paar Kannen Wasser hinein. Aber sie einfach austrocknen zu lassen geht auch nicht, denn es leben halt einige Tiere darin, auch wenn es “nur niedere Tierarten” wie Schnecken und Libellenlarven sind. Sie würden elend sterben. Darüber hinaus sind Teiche gerade jetzt wichtige Trinkstellen für Vögel, Igel, Insekten und was sonst noch so unterwegs ist.

Und das war es dann auch mit dem hübschen Anblick. Ich wette jeder, der momentan noch schöne Gartenfotos zustande bringt, selektiert die Bildausschnitte ganz akribisch.

Das große Ganze sieht dann nämlich eher so aus: staubig, gelb.

Dürre

Rasen? Was ist das? Ich kann mich schwach erinnern, mal einen gehabt zu haben.

dürre

Und die Ahornhecke ist im Sterben begriffen. Braun und vertrocknet. Ebenso wie die Farne im Hang.

Dann stehe ich vor einem Problem. Muss entscheiden, was ich wie oft und wie lange gieße. Oder überhaupt nicht gießen? Ist es asozial, Wasser an Pflanzen zu verschwenden? Oder doch nicht? Irgendwie muss jeder eine Balance finden, die mit dem eigenen Leben und der Verantwortung kompatibel ist.

Wir fahren nicht in Urlaub. aber meinen eigenen kleinen Pool will ich nutzen dürfen. Mein Küchengarten versorgt uns zum größten Teil mit Gemüse, auch im Winter. Zum Wachsen ist ausreichend Wasser unabdingbar. Der Rasen? Das mit dem heiligen Grün haben wohl nur Engländer und Fußballfans verinnerlicht. Ich bin weder das eine, noch das andere. Soll er doch vertrocknen. Der berappelt sich schon wieder irgendwie, irgendwann.

Und der Rest? Bekommt ganz selten Wasser. Nur eben so, dass das Grünzeug überlebt. Denn am Ende des Tages hat das alles nicht nur Herzblut, sondern auch eine Menge Geld gekostet. Welchen Sinn hätte es alles neu bepflanzen zu müssen, mit Pflanzen aus Gärtnereien, die für die Anzucht perfekter Ware ohne ein gelbes Blättchen, Unmengen von Wasser verbrauchen und Gemüse, dass aus der halben Welt eingeflogen wird, statt des eigenen vor der Tür?
Eben! Keinen! Deshalb sind Gießkannen und Schläuche momentan meine besten Freunde.

Bis bald

                                                   

8 thoughts on “Dürre – das große Thema

  1. Hallo Claudia,
    ich staunte neulich, als ein neues städtisches Beet bepflanzt wurde, nachdem es mit Unkrautfolie tapeziert wurde. Und was kam rein? Hortensien! Nein, wir lernen nichts dazu…
    Viele Grüße
    Elke

  2. Liebe Claudia,
    wir denken auch über trockenresistente Pflanzen nach, gießen jetzt aber so viel wir können, denn die Pflanzen später zu ersetzten ist sehr teuer, wie Du ja auch schreibst, da denken wir ganz ähnlich. Aber trotzdem ist der Garten eher ein Trauerspiel, denn so viel Wasser können wir dem Garten dann doch nicht geben. Das schaffen wir schlicht nicht. In unseren Gartenteich füllen wir aber regelmäßig Wasser, das brauchen jetzt sicher sehr viele Tiere. In Urlaub fahren wir auch nicht.
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  3. Mein Garten hat die Trockenheit erstaunlich gut weggesteckt. Vielleicht, weil doch ein wenig Schatten durch Bäume vorhanden ist. Was mich extrem fasziniert hat, dass sich alles nach nur ein wenig Regen schnell erholt hat. Der Rasen ist mittlerweile richtig grün und fett und auch totglaubte Sträucher sehen wieder gut aus. Ich habe fast gar nicht gegossen, weil ich bei der Verwendung von Trinkwasser ein schlechtes Gewissen habe. Aber die Töpfe müssen natürlich sein. Ich drücke Dir die Daumen, dass auch bei Euch ein wenig Regen ankommt.
    Viele Grüße von
    Margit

  4. Hallo Claudia,
    wir haben zum Glück einen eigenen Brunnen und konnten gießen, mit genau den Überlegungen, die du auch angestellt hast. Ich werde auch nach und nach “durstige” Pflanze gegen Trockenkünstler austauschen. Das ist bei uns eine Herausforderung, denn es kann immer noch kalte Winter geben und das bekommt nicht allen. Es gibt aber genügend, die man auch bei uns verwenden kann. Kugeldistel, Lavendel, Heiligenkraut, Blauraute und einige andere sind schon bei uns vorhanden.
    Liebe Grüße
    Susanna

  5. Hallo Claudia,

    ich musste beim Lesen Deines Textes oft schmunzeln. Geht es mir doch auch oft so, dass etwas farblich anders blüht als geplant, oder zwei identische Pflanzen einfach nicht gleich wachsen wollen und so die Symmetrie zerstört ist. Wie gut zu erfahren, dass es nicht nur mir so geht.

    Meine Beete versuche ich gar nicht zu gießen. Trotzdem habe ich zwei Mal dieses Jahr die Beete gewässert. Ganz ohne ging es noch nicht. Ich habe zwar viele hitzeresistente Pflanzen und unternehme auch viel gegen die Hitze, aber ich bin noch nicht bereit, beispielsweise meine Sterndolden heraus zu reißen, die ich zwar sehr liebe, aber solche Sommer auf Dauer nicht aushalten. Schon gar nicht ohne zu gießen. Es ist ein innerer Prozess und ich muß lernen loszulassen. Aber noch brauche ich ein wenig Zeit.

    Vielen Dank für den Ausflug in Deinen Garten und auch für das Teilen der traurigen Aspekte des Gärtnerns.

    Sei lieb gegrüßt,

    Sven.

  6. Hallo Claudia
    Erst einmal herzlichen Glückwunsch! Ein wirklich schöner Blog.

    Jetzt ein paar Anmerkungen und Ideen zu deinem Beitrag.
    Warum pflanzt du das Federborstengras nicht direkt in die Säule? Die ist doch vermutlich hohl?

    Riech einmal Spätnachmittags an deiner Trompetenwinde. Meine duftet ab dann bis zur Dunkelheit. Morgens und über Tag passiert da nichts. Es gibt ja tatsächlich Pflanzen die Duftstosszeiten haben.

    Wir haben einen sehr großen Garten mit einem Rasenteil und einer Wiese. Auf letzter darf wachsen was will unter anderem Scharfgabe. In diesem heißen Sommer, wir hatten 4 Monate 0 Niederschlag, habe ich festgestellt, Scharfgabe sät sich starl aus, ist rasenmähen schnittverträglich, trittfest und bleibt auch bei größeren Hitze und Trockenheit grün.Wie Rasen.
    Unseren anderen Rasen habe wir ichbglaube nur 2 Mal gewässert. Ihn dauernd zu wässern finde ich Verschwendung. Er war gelb aber mit dem nächsten Regen war alles wieder grün.
    Organischer Dünger hilft da ungemein.

    Viele Pflanzen haben diesen Sommer gut überstanden, vielleicht weil ich die Beete sehr dicht bewachsen habe. Erstaunlicher Weise ist bei mir ausgerechnet die Kudeldistel eingegangen. Na ja, ich starte einen weiteren Versuch mit einer anderen Sorte.

    Ansonsten halte ich das wie du, was die Trockenheit nicht überstanden hat muss gehen jnd kommt auch nicht wieder indie Beete. So kann ich nach und nach klimaabhängig umstrukturieren.

    Liebe Grüvom Niederrhein
    Heike

    • Hallo Heike,

      vielen Dank!

      Die Säule (Abflussrohr) ist zwar sehr hoch, wird aber schon nach ein paar Zentimetern sehr schmal. Das heißt, der Wurzelraum ist sehr klein, praktisch ein 12er-Topf. Direktbepflanzung scheidet damit aus. Außerdem kann ich so immer wieder mit verschiedenen Pflanzen spielen.

      Ja, die Duftzeiten sind mir bekannt. Meins duftet auch um die Zeit.

      Wir haben hier sehr schwere Lehmböden. Ich habe schon einige Male versucht Schafgarbe anzusiedeln – wilde und Zuchtsorten. Die benehmen sich wie Einjährige und mit Aussäen ist auch Essig. Das ist halt immer von den regionalen Bedingungen abhängig. Auch die Rasenkamille hat hier nicht funktioniert.

      Dir noch eine schöne Woche.
      Viele Grüße
      Claudia

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