In und out. Trends bei Zimmerpflanzen

Trends! Dieses Phänomen macht mindestens einmal mal im Jahr auf sich aufmerksam, manchmal auch zweimal. Bei Klamotten zum Beispiel. So weit so gut.

Aber Trends beziehen sich nicht nur auf Klamotten, sondern auch auf alle anderen Bereiche des täglichen Lebens. Wer mag und kann, darf sich natürlich jedes Jahr neue Möbel kaufen, um dem Trend gerecht zu werden. Wer jedes Jahr ein neues Auto, Bad, Haus oder eine neue Nase will – klar doch, es sei ihm (nicht ganz) neidlos gegönnt.

Konsum kurbelt die Wirtschaft an, ist gut fürs Bruttosozialprodukt, sichert Arbeitsplätze. Dass die “alten” Sachen dann natürlich Platz machen müssen und damit die Müllberge wachsen, ist ein anderes Thema, die Klimabilanz bei all dem Warenverkehr auch.

In irgend einer Form konsumieren wir alle, richten uns nach Trends, aktueller Mode, den Charts, und wer ohne Konsum lebt, werfe den ersten Stein. Die Werbebranche hilft. Und im Zuge dessen unvermeidlich, tauchen die In- und Outlisten in den Medien auf.

Aber was, wenn Lebewesen im Trend sind? Oder schlimmer: nicht mehr? Jetzt werden einige stutzen: Lebewesen? Ja, Lebewesen.
Denn auch Pflanzen unterliegen Moden. Besonders dann, wenn sie nur als rein architektonischer Teil der Raumgestaltung betrachtet werden.

Momentan haben Sukkulenten mit ihren oft skulpturalen Formen und ihrer Pflegeleichtigkeit einen festen Platz in der Wohnung eines jeden Hipsters. Youtuber zeigen die perfekte Platzierung. Auch noch ganz wichtig sind zwei weitere Pflanzen:  Geigenfeigen Ficus lyrata und das gute alte Fensterblatt Monstera deliciosa. An diesen beiden Pflanzen kam in den letzten Monaten niemand vorbei, der auch nur andeutungsweise im Trend sein wollte. Sie tauchten rasant auf. Das Blatt der Monstera in gedruckter Form als Bild, Stoff und Tapete, aber eben auch als Pflanze.

 

Foto: Egle_pe www.pixabay.com

 

Ich habe es auch bemerkt – aber erst vor ein paar Wochen – ergo zu spät. Denn diese Pflanzen werden jetzt alle schon wieder alle als out deklariert. Schluss mit Trend, raus aus den Wohnungen. All die Sukkulenten, Fensterblätter und Geigenfeigen kann doch niemand mehr sehen! Achso?! Und welche Pflanzen sind in 2017 gerade in?

Am besten gar keine! All das böse Grün ist out. Raus damit! Wen schert das Raumklima, wenn das Design nicht stimmt! So schnell wie da in und out lanciert werden, können die Pflanzenproduzenten gar nicht reagieren. Ergebnis: Die “Inpflanzen” sind kaum noch zu bekommen und wenn doch … ungewohnt teuer. Vor zwei Jahren gab’s die Geigenfeigen in 100 cm Höhe noch als Sonderposten für 9,90 € im Baumarkt. Heute kostet sie 50 €. Hilft den Produzenten aber auch nicht, denn jetzt sollen ja gar keine Pflanzen mehr die Wohnung verschandeln, somit wäre der Umsatz bald bei null.

Stellt sich mir die Frage: Was meinen denn die Interior-Päpste diese Möchtegern-Bestimmer, was wir mit unseren ehemaligen In-Pflanzen machen sollen? Alle in die Tonne kloppen? (Ich sag schon gar nicht kompostieren, denn Komposter sind wahrscheinlich auch gerade out … ich hab’s nur mal wieder nicht mitgekriegt.)

Pflanzen sind Lebewesen. Mitbewohner, die wir nicht missen möchten. Klimaverbesserer, Seelentröster, Nervenberuhiger, Abhängige – von uns Abhängige auf Gedeih und Verderb. Ich werde den Teufel tun meine Pflanzen zu verbannen, weil sie angeblich out sind. Im Gegenteil. Ich will eine Geigenfeige und eine Monstera!

Vielleicht schenken mir ja die Hipster ihre abgelegten “Raumverschandeler”.

 

Bis bald

                                                   

 

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