Der Frühling kommt – der Giersch auch

Der Frühling rennt mit großen Schritten. Schneller als ich gerade mitkomme. Es ist so viel gleichzeitig zu tun, und jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Beete brauchen jetzt ganz dringend eine Unkrautbehandlung, und das bis in die Tiefe. Und ja, Unkraut! Unkraut sind Pflanzen, die da nicht hingehören und andere bedrängen oder gar überwuchern. Punkt!

Der leidige Giersch Aegopodium podagraria belegt mal wieder den Spitzenplatz. Ich hasse dieses Zeug. Bitte jetzt nicht schon wieder „Den kann man essen.“ Ja, ich weiß! Niemand, aber wirklich niemand, der tatsächlich Giersch im Garten hat, kann den Spruch noch hören, meisten von Leuten, die keinen haben.

Giersch bedeutet, dass ich die nächsten Wochen vorzugsweise kriechend in den Beeten verbringen werde. Auflockern, vorsichtig und gleichmäßig ziehen, um möglichst tief die Wurzeln zu entfernen. Ganz heraus bekommt man sie nie, denn sie reichen metertief in den Boden. Dann jedes noch so winzige Wurzelstückchen einsammeln, denn jedes würde eine neue Pflanze werden. Der »Spaß« endet einfach nie. Und jetzt bloß nicht auf die doofe Idee kommen, den ganzen Sermon auf den Kompost zu kippen. Das ist die sicherste Methode, sich den Giersch auch noch in die hintersten, nicht befallenen Ecken des Gartens zu transportieren.

Die einzige Möglichkeit den Giersch im Garten zu belassen, ist daraus eine Jauche zu machen, indem man die Wurzeln mit Wasser vergären lässt. Das habe ich einmal getan und ich kann euch sagen, das wollt ihr nicht riechen. Steinmehl hilft nur bedingt. Im städtischen Reihenhausgarten, wo Nachbars Terrasse nicht weit ist, macht man sich damit keine Freunde. Aber wer Platz genug hat, kann das gerne machen und die Jauche dann 1 : 10 verdünnt zum Düngen benutzen.

Inzwischen warten im Gewächshaus schon jede Menge Jungpflanzen. Gemüse für den Küchengarten, aber auch einjährige Blumen für die „Gierschbeete“. Es wird also höchste Zeit.

Weil Giersch alleine ja langweilig ist, hat sich im selben Teil des Gartens auch noch Scharbockskraut Vicaria verna angesiedelt. Über die ersten Pflänzchen habe ich mich tatsächlich sehr gefreut, weil das Kraut (vor der Blüte, danach giftig) sehr lecker und gesund ist. Außerdem sind die metallisch glänzenden Blüten sehr hübsch. Scharbock ist ein altes Wort für Skorbut und das Kraut hilft, dank seines hohen Vitamin-C-Gehaltes, dagegen. Somit war es früher das Erste, was im Essen landete. Aber wie beim Giersch – es ist zu viel.

Blöde nur, Scharbockskraut wächst aus winzigen Knöllchen im Boden. Diese komplett aus dem Boden zu fummeln, ist fast unmöglich. Mit Giersch zusammen echt ein super Team. Ironie aus. Auf jeden Fall sollte man aber die oberirdischen Teile entfernen, bevor das Kraut Samen ansetzt. Am besten gleich, spätestens wenn es anfängt zu blühen. Dabei nicht die jungen Triebe der Stauden zu erwischen, ist eine Kunst für sich.

Tatsächlich komme ich inzwischen zu dem Schluss, dass es all die Frühjahrskräuter sind, die so unglaublich gesund sind, die diese ungehemmte Verbreitungsmechanik haben. Denn der dritte Kandidat ist der Bärlauch. Wenn der erst mal Fuß gefasst hat, macht er sich breit ohne Ende. Bei mir wuchert er inzwischen aus den Terrassenfugen. Deshalb sollte man sich sehr gut überlegen, wo man ihn ansiedelt. Vor allen Dingen weit genug entfernt von giftigen Verwechslungspartnern, wie den Maiglöckchen. Aber immerhin ist der Bärlauch eines meiner Lieblingskräuter und somit wesentlich willkommener als die anderen Kandidaten. Außerdem kann man ihn besser entfernen. Die Zwiebelchen sind dann übrigens auch in der Küche verwendbar.

Wer jetzt statt Frust Hunger verspürt, hier ein Rezept für Gurkensalat mit Unkraut.

Weil ich auch etwas brauche, das Spaß macht, habe ich einen neuen Platz für meinen Sprudelstein gesucht. Ich wollte ihn so gerne im Hang einbauen. Das funktioniert aber leider nicht. So bleibt er also auf der Terrasse. Zu den runden Tischen passt das runde Becken auch prima. Es kann für mich gar nicht genug Wasser im Garten geben. Ich finde, Gärten werden dadurch extrem aufgewertet. Es beruhigt mit leisem Plätschern, der Himmel spiegelt sich, im heißen Sommer hat es etwas Erfrischendes und ganz nebenbei partizipieren auch noch die Tiere von den Tränken.

Morgen muss ich noch mit dem Essiglappen dran. In live ist der Kalk fast unsichtbar, aber die Linse der Kamera bringt ihn an den Tag. Igitt!

Bis bald

                                                   

9 thoughts on “Der Frühling kommt – der Giersch auch

  1. Hallo Claudia,
    wenn ich jetzt schreibe, ich hätte keinen Giersch und keinen Bärlauch, sind beide übermorgen hier. Also schreibe ich das nicht.
    Mit dem Scharbockskraut habe ich meinen Frieden gemacht. Du hast recht, es zu bekämpfen ist aussichtslos und die kleinen Blüten leuchten so schön …
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Hallo Susanna,
      wenn du magst – ich gebe gerne welche ab. Grins! Tatsächlich finde ich das Scharbockskraut auch weniger schlimm, weil es nur kurze Zeit im Jahr sichtbar ist, im Gegensatz zum Giersch.
      Grüße
      Claudia

  2. Vor einigen Jahren saßen wir zu viert in Schwiegermutters Garten stundenlang im Beet und haben in Handarbeit den Giersch entfernt. Bis heute hat sie ihn gut im Griff – wir waren also erfolgreich. Manche Kräuter scheinen wirklich einen extremen Überlebens- und Vermehrungswillen zu haben. Bei mir im Kräuterbeet machen sich Estragon und Oregano immer breiter und einen Großteil vom Teppichthymian habe ich auch schon umgesiedelt. Nur Petersilie scheint sich in dieser Gesellschaft nicht wohl zu fühlen.
    So ein kleiner Brunnen würde mir auch gefallen. Ich finde das Plätschern sehr entspannend. Hab aber auch keine Idee, wie ich das in den Hang integrieren könnte also bleibt es erst mal trocken.
    Viel Erfolg beim Unkraut bekämpfen!

  3. Bei uns wächst der Giersch auch fleißig, da muss ich zwar ein bisschen bremsen, aber ganz loswerden will ich ihn definitiv nicht. Danke für die tollen Inspirationen, da bekomme ich direkt Lust, wieder was mit Giersch zu zaubern.

  4. Oh weh, der Giersch und das Scharbockskraut fühlen sich offensichtlich sehr wohl in Deinem Garten! Ich habe beide zum Glück nicht… dafür „kämpfe“ ich mit Gundermann und Hexenkraut. Dein Sprudelstein gefällt mir übrigens sehr gut!
    Viele Grüße von
    Margit

    • Ja, Gundermann habe ich auch noch zu bieten. Den finde ich aber gar nicht so schlimm zu jäten. Ich verstehe nur nicht, wie man den essen kann. Für mich stinkt der fürchterlich.

  5. Hallo liebe Claudia,
    diese Kräuter sind ja wirklich eine Plage. Dein Rezept finde ich dagegen sehr ansprechend. Zwar habe ich keinen Garten, aber gleich in der Nähe ist eine Wiese und ein Stück Wald. Vielleicht finde ich ja dort einige der Kräuter.
    Deinen Sprudelstein finde ich sehr hübsch.
    Ganz liebe Grüße
    Clara

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