Aralie

Aralie – eine Herausforderung

Aralie. Das ist das lebende Beispiel, wieso die Botanische Nomenklatur so wichtig ist. Es gibt jede Menge Pflanzen, die sich trivial Aralie nennen. Du glaubst jetzt folgerichtig, die heißen alle auf botanisch Aralia? Vergiss es! Das wäre nun wirklich zu einfach.

Zimmeraralie Fatsia japonica, die Strahlenaralie Schefflera. Die Fiederaralie Polyscias und die Fingeraralie Dizygotheca. Die Japanische Aralie oder Teufelskrückstock ist tatsächlich mal eine Aralia, genauer Aralia elata. Um nur einige Vertreter von ganz vielen zu nennen.

Schefflera
Photo: David J. Stang

Was sie alle gemeinsam haben, ist die Familie. Sie gehören zu den Araliengewächsen (Araliaceae). Eine riesige Familie zu der unglaublich viele Mitglieder gehören. Und wie das so ist in großen Familien, hat man von einigen noch nie gehört.

Wer hätte gedacht, dass der Onkel namens Gewöhnlicher Wassernabel Hydrocotyle vulgaris gleich nebenan im Teich wohnt. Und vom sechsköpfigen Clan der Cheirodendron in Polynesien hat schon gleich gar keiner je was gehört.

So geht das fröhlich weiter. Hunderte Vertreter, mit unterschiedlich entfernter Clanzugehörigkeit und unterschiedlichen Familien- äääh, sorry! – Gattungsnamen und innerhalb derer noch je Menge reichlich Arten. Viel Spaß dabei.

Man kann sich in dem, was so als “Aralie” durch die Öffentlichkeit, das Netz und die Blumenläden geistert komplett verfransen. Spätestens nach einer Stunde suchen, vergleichen und dem Versuch im Kopf ein System da hineinzubringen, ist man als Nichtbotaniker völlig lost in Aralien.

Das bedeutet dann auch, dass, wenn man Pflanzen von Laien kauft, besser grundsätzlich nach den exakten botanischen Namen fragen sollte, um sicherzustellen, dass man bekommt, was man will. Aber auch gewisse einschlägige Pflanzenhändler (die wir garantiert alle kennen) legen leider ziemlich viel Fantasie bei der Bezeichnung ihrer Pflanzen an den Tag. Da werden plötzlich irgendwelche von der Marketingabteilung neu kreierte Namen benutzt, um Althergebrachtes zu vermarkten. Meist auch noch gleich überteuert.

Ich will mich daher vorsichtshalber heute nur speziell mit einer “Aralie” befassen – der Fatsia japonica. Denn die wächst bei mir im Garten. Im Garten??? Aber ja.

Aralie Fatsia japonica

F. japonica wird üblicherweise als “Zimmeraralie” (trotz des Namens nicht als Japanische Aralie – siehe oben) verkauft. Im Zimmer überlebt sie aber meistens nicht lange, denn das warme Klima unserer Wohnzimmer, besonders während der Heizperiode behagt ihr so gar nicht.

Denn sie stammt aus den Lorbeerwäldern Japans bis Koreas. Also nicht, wie oft angegeben, aus dem tropischen Regenwald, sondern aus den Subtropen. Leichte Fröste kommen dort durchaus vor. Außerdem sind es Feuchtwälder. Also ist kühl und feucht ihr natürlicher Lebensraum und nicht warm mit trockener Heizungsluft.

Wenn man ihr das Gewünschte bietet, kann sie einige Meter hoch werden und dem Garten trotzdem einen, zumindest optischen, Hauch von Tropen verpassen. Sie ist übrigens gut schnittverträglich, falls sie einem zu groß wird. Das Schnittgut kann dann prima zu Stecklingen verarbeitet werden.

Wenn die Zimmeraralie tatsächlich irgendwann blühen sollte, was im Zimmer praktisch nie der Fall ist, aber draußen bei entsprechender Größe, passieren kann, fällt einem vielleicht auf, wie ähnlich ihre Blüten denen des Efeus sind.

Foto: GAIMARD

Ja, genau. Unser gemeiner Efeu Hedera helix. Auch ein Mitglied der Familie. Und einander so ähnlich, dass daraus eine Hybride entstand. Aus Fatsia und Hedera wurde x Fatshedera lizei die Efeuaralie, 1912 in einer Baumschule in Nantes. Das Klettern hat sie von Hedera, die Blattform von Fatsia. Ihre Ansprüche in der Haltung sind vergleichbar mit denen von Fatsia – mit ein wenig Platz zum Hochwachsen, versteht sich. Dabei braucht sie allerdings Unterstützung, alleine kann sie nicht klettern. Die Blüten von Fatsia und x Fatshedera sind, wie die des Efeus, extrem beliebt bei Bienen, Hummeln und Schwebfliegen, da sie sehr pollen- und nektarreich sind.

x Fatshedera lizei Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova

Ich persönlich bevorzuge Fatsia. x Fatshedera lizei sieht mir zu sehr nach Efeu aus. Außerdem sind die Blätter der Zimmeraralie viel größer. Das passt dann besser in meinen Garten. Aber wer weiß. Was nicht ist kann ja noch werden.

Die Zimmeraralie gibt es inzwischen übrigens auch mit panaschierten Blättern. Unterschiedliche Weißzeichnungen hellen dunklere Stellen im Garten auf. Aber trotzdem muss genügend Licht vorhanden sein, sonst vergrünen die Blätter wieder. ‘Spiderweb’ ist besonders hübsch. ‘Variegata’ hat eine wesentlich unregelmäßigere Panaschierung.

Alle F. japonica sollen bis -14°C frosthart sein, auch die panaschierten Sorten. Ein etwas geschützter Platz, beispielsweise an einer Hauswand, ist aber von Vorteil. In exponierten Lagen kann sie durchaus zurück frieren, treibt aber von unten wieder aus. Meine ist noch nie abgefroren. Selbst die wirklich kalten Nächte der letzten Wochen haben ihr nichts ausgemacht.

Einen eher halbschattigen bis schattigen Platz mit ausreichend feuchtem Boden hat sie gerne. Und dass die Pflanzen zur Bildung ihrer großen Blätter und dem verhältnismäßig schnellen Wachstum auch gut mit Nährstoffen versorgt werden wollen, besonders mit Stickstoff, ist klar. Kompost im Frühjahr mögen sie sehr gerne.

Aralie

Es ist also durchaus einen Versuch wert eine Fatsia auszupflanzen, auch wenn man nicht sicher ist, ob sie im eigenen Garten überlebt. Die Pflanzen sind nicht so teuer, dass es gleich ein großes Desaster wäre, wenn es schiefgeht. Meine Pflanze auf dem Foto steht dort seit 2 Jahren und war ein handhohes Jungpflänzchen für gerade einmal 3,90 €. Kann man doch mal riskieren. Geschnitten wurde sie bisher übrigens nicht. Sie ist von alleine schön gewachsen.

Da neue Pflanzen meist aus Gewächshäusern kommen, sollte man sie akklimatisieren. Am besten im Frühling, wenn die Frostperiode vorbei ist auspflanzen. Dann können sie bis zum Winter gut einwurzeln, sich an das Freiland gewöhnen und gehen stark in den nächsten Winter.

Also trau dich!

Bis bald

                                                   

One thought on “Aralie – eine Herausforderung

  1. Hallo Claudia,
    dass es so viele Pflanzen gibt, deren Trivialnamen “Aralie” ist oder beinhaltet, war mir nicht bewusst. Nun ja, mit Zimmerpflanzen habe ich es ja auch nicht so, da fehlt mir der grüne Daumen … Schon in deinem letzten Post hat mir die Aralie wieder so gut gefallen, dass ich erneut überlegt habe, vielleicht doch einen Versuch zu machen. Aber bei dir ist es geschützt und vermutlich deutlich milder als bei uns – man kann nicht alles haben!
    Liebe Grüße
    Susanna

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